14. Tag: Leicht und kurz zur Gjevilvasshytta

Unser heutiges Programm gleicht fast einem Ruhetag. Von Dindalshytte zur Gjevilvasshytte sind es zwar fast 30 km, der Hauptteil davon ist aber entlang einer Bundesstraße bzw. einer viel befahrenen Schotterstraßen und für diesen Teil hatten wir uns bereits bei der Planung für Taxi entschieden. Zunächst aber warten noch 6 km auf einem Almweg auf uns. Wir verlassen die Dirdalshütte gegen Mittag denn wir haben keine Eile.

Die Dirdalshütte war übrigens recht speziell: erbaut 1936 als Privathütte von einem Künstler, der die Berge ebenso liebte wie Antiquitäten ( daher hatte er viele solcher in seiner Hütte). Außerdem war er äußerst gastfreundlich und hat alle Wanderer, die an seiner Hütte vorbeikamen, zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Nach seinem Tode 1961 hat er die Dirdalshütte dem Touristenverein Trondheim vermacht, der sie seither betreibt. Sie ist heute noch fast wie 1961 – urig!

Der Almweg schlängelt sich malerisch ins Tal, am Wegesrand plätschert ein Bach und es blühen viele Wiesenblumen, welche Insekten anziehen, was Peik erfreut. Er lässt sich Zeit, wir ebenso, und mittlerweile ist es sommerlich warm ( 25 Grad, eine Steigerung um 20 Grad seit dem Vortag!) so dass wir wieder im Bach baden.

Es ist fast 1500 als wir am Ende des Almwegs das Taxi bestellen, das uns zur nächsten Hütte bringt. Dort angekommen genießen wir Waffeln mit Marmelade, die Sonne, die Aussicht auf den See und bringen endlich den Reisebericht aufs laufende. Entsprechend nach der langen Etappe gestern!!

13. Tag: Eisbad auf dem Weg zur Dindalshütte

Heute wartet eine unserer längsten Etappen auf unsere, weshalb wir die Wecker auf 7:00 stellen, um etwas früher los zu kommen. Tatsächlich sind wir gegen 8:45 klar zum Aufbruch. Zunächst bei der Hütte über Steine am Fluss, dann bergauf. Das Wetter wird zusehends besser und läd zum Baden ein. Zuerst an einem recht großen See und kurze Zeit später an einem spektakulären Kleineren, an dem auf beiden Seiten Schneefelder bis ins Wasser ragen und in dem ein kleiner Eisberg schwimmt. Wir machen viel Photos, bevor wir wieder weitergehen. Die weitere Landschaft ist nicht weniger spektakulär, über Bäche, Schneefelder und angenehm zu gehende Wege. Peik entdeckt mit seinen Adleraugen Schneehühnen und wilde Rentiere (sehr scheu) und nimmt sich Zeit zum Photographieren. Das letzte Stück führt steil Begab und ich rutsche auf den glatten Fels aus und lege mich auf den Hosenboden. Nicht gut. Schmerz im linken Fußgelenk. Weiter geht es langsam und vorsichtig.
Peik ist schon eine Weile aus unserer Sichtweite verschwunden, die Aussicht auf tiefer gelegene Landschaft mit Schmetterlingen lockt.
Als Kristin und ich auf einen Weg treffen, ziehe ich Peiks Turnschuhe an und wackle weiter. Kristin geht mit dem Hüttenschlüssel vor, damit Peik nicht zu lange an der geschlossenen Hütte warten muss.

12. Tag: Moschussafari zur Årmotdalshytta

Die Etappe heute ist eine der kürzesten unserer Wanderung sodass wir uns nicht so beeilen loszukommen. Das Wetter ist ungemütlich, die Wolken hängen tief und hin und wieder nieselt es. 

Kurz nach dem Frühstück kommt ein Jäger mit Gewehr auf die Hütte. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, denn für die Jagdsaison ist es noch viel zu früh. Er ist von der Wildverwaltung und verantwortlich für den Bestand der Moschusrinder hier auf dem Dovre. Er wurde von einem Wanderer über einen verletzten Ochsen informiert und muss jetzt entscheiden, ob er weiterleben kann oder nicht. Der Mann ist ein lebendes Lexikon und in der nächsten halben Stunde erfahren wir vieles über die Geschichte und Lebensgewohnheiten dieser zotteligen Gesellen. 

Bevor wir aufbrechen „drücken“ wir die Dosen flach, die wir geleert haben (das erleichtert den Abtransport des Abfalls, der hier im Winter mit dem Motorschlitten abgeholt wird). Auf dieser Hütte haben sie dazu extra einen Hackklotz und einen riesigen Holzhammer, was sich prima zum Bildermachen eignet. 
Als wir aufbrechen wollen entdeckt Peik 4 Moschusrinder auf dem Bergrücken In rund 1 km Entfernung. Wir lassen die Rucksäcke stehen, bewaffnen uns mit Kamera und Fernglas und ziehen los, um die Tiere nochmals zu beobachten und zu photopgraphen. Dann endlich machen wir uns auf die heutige kurze Etappe, zuerst ein Tal entlang und dann ein kurzer aber knackiger Anstieg auf einen Bergsattel. Von dort aus haben wir prima Ausblicke sowohl in die Richtung, aus der wir kommen, als auch in das Tal, in dem wir den Est von heute und morgen wandern wollen.
Die Rast fällt kurz aus und unmittelbar neben dem Rastplatz treffen wir auf Tierknochen, der Größe nach entweder von einem Moschusrind oder einen Rentier.
Der Restweg führt leicht bergab und ist angenehm zu bewältigen und bald kommt die Åmotdalshytta in Sichtweite, unserem heutigen Ziel.
Heute sind wir alleine auf der Hütte, nachdem zwei junge Wanderer aus Polen, die zum Essen hier waren, wieder zum Zelten aufbrechen.

11. Tag: Erste Moschusrinder in Reinheim

Die Nacht war prima – Hotellbetten. Auch das Frühstück verwöhnt uns mit Spiegelei und Speck, Brötchen und Geräuchertem Lachs. Als wir gegen 10:30 aufbrechen nieselt es leicht, was sich aber schnell gibt. So entledigen wir uns beim Aufstieg dem einen Kleidungsstück nach dem anderen. Als wir auf der Ebene ankommen halten wir Ausschau nach Moschusochsen, die hier auf dem Dovrefjell zu Hause sind. 

Hier gibt es einen Bestand von etwa 200 Tieren. Sie leben in kleineren Herden von 5-20 Tieren zusammen. Wenn im Frühling viele Kälber geboren werden, wird versucht, den Bestand wieder zu reduzieren, da das Gebiet, in dem sie leben, keinen höheren Bestand zulässt. Geschossen wird dann immer die gesamte Herde, um zu vermeiden, dass die eventuell Überlebenden Angst vor Menschen bekommen, und sich nicht mehr so leicht jagen lassen. 

Auf dem Weg nach Reinheim liegen kurz vor der Hütte zwei verlockende Seen und ich nutze ein paar Sonnenstrahlen am Zweiten zu einem kurzen Bad. Frostig. 

Peik legt seinen Rucksack ab und jagt Schmetterlinge während Kristin und ich die letzten Meter zur Hütte gehen und uns dort davor in die Sonne setzen. Von Peik ist die weit und breit nichts zu sehen. Als aus seiner Richtung nach über eineinhalb Stunden der Hüttenwart auftaucht, erfahren wir, dass er Peik getroffen hat, und ihm sein Fernglas geliehen hat, weil Peik Moschusochsen entdeckt hatte und beobachten wollte. 

Nach über zwei Stunden ziehen dunkle Wolken auf und Peik schafft es gerade noch rechtzeitig vor dem Regen zur Hütte. Stolz zeigt uns Peik seine Photos und nach dem Abendessen machen wir uns nochmal zur Moschussafari in die Richtung auf, in der Peik die Tiere gesichtet hatte. Tatsächlich werden wir fündig und treffen auf eine Mutter mit Kalb sowie 2 Halbwüchsigen. Sie sind auf dem Weg direkt auf uns zu, als sie uns aber entdecken, halten sie innen. Wir wollen sie nicht stören und gehen zurück zur Hütte. Schlafenszeit!! 

10. Tag: Auf dem alten Königsweg nach Kongsvold

Heute besteht das Frühstück aus Mitgebrachtem. In unserer Hütte sind noch zwei weitere Wanderer untergebracht, die beide den Olavsweg nach Trondheim pilgern. Um 9:45 verabschieden wir Nikolaus, Mikkel und Madeleine, die heute mit dem Zug zurück nach Oslo fahren.

Kristin, Peter und Peik wollen die restlichen ca. 200 km nach Trondheim laufen. Die heutige Etappe nach Kongsvoll ist mit knapp 16 km vergleichsweise kurz und einfach. Nach einigen Km Schotter- und Asphaltstraße erreichen wir die Eysteinkirche. Von außen erinnert sie ein wenig an die Eiskatetrale in Tromsø, innen ist sie schön schlicht ( erbaut 1969).
Von dort aus geht es auf dem alten Königsweg erst steil, dann abflachend bergauf, bis wir am höchsten Punkt des Olavsweges stehen.
Würden wir den Pilgerweg folgen wären es noch 208 km nach Trondheim. Wir haben aber vor, über die Berge (Dovre und Trollheimen) zu wandern und werden erst auf den letzten 4 Tagen unserer Wanderung wieder auf den Olavsweg treffen und diesem vollends nach Trondheim folgen.
Nach knapp 21.000 Schritten u.a. Über einen weiteren Bergrücken erreichen wir unser Tagesziel Kongsvoll recht früh gegen 14:30. Dort warten eine heiße Dusche, eine Stärkung in der Cafeteria und ein kurzer Mittagsschlaf. Nach dem leckeren Abendessen (Bruscetta mit Lachs, Lamm mit Gemüse und Kartoffeln, und Karamellpudding zum Dessert) ruhen wir unsere müden Knochen im Kaminzimmer aus.

9. Tag: Moschusburger auf dem Weg zur Moskusstugan

Die Nacht war lang und prima – so wie das Frühstück. Inzwischen haben sich auch die meisten Wolken verzogen als wir uns um 1020 mit dem obligatorischen Photo von der Grimsdalshytte verabschieden. Die ersten 5 km steigt der Weg an, zunächst recht steil, allmählich flacher werdend. An der höchsten Stelle rasten wir und warten auf Peik, der reichlich Photos von Schmetterlingen gemacht hat und daher etwas zurückgefallen war. Gemütlich bergab nähern wir uns Hageseter, wo wir einkehren wollen, da unsere heutige Übernachtungsstelle kein Essen anbietet. Ich esse leckere Forelle, des Rest isst Moschusburger. In Dovre-Gebirge lebt die mit 150 Tieren größte Wildmoschusherde Nordeuropas. Kommen im Frühjahr Tiere hinzu, werden etwa 30 gejagt und vom lokalen Metzger zu Hackfleisch verarbeitet-sonst wäre das Gebiet nicht groß genug und die Tiere würden das zum Leben geeignete Gebiet verlassen.
Nach dem Essen werden Nikolaus, Madeleine und Mikkel mitsamt allen Rucksäcken vom Betreiber unserer heutigen Übernachtungsstelle abgeholt, der Rest läuft die restlichen ( wenig attraktiven weil in Hörweite der Autobahn gelegene) Stecke zur Moskusstugan. Eine gemütliche Unterkunft, zwar ohne Verpflegung aber dafür mit prima Zimmern, warmen Duschen und – wahrer Luxus – einer Waschmaschine!!!

Tag 8: Felsenreich zur Grimsdalshytta

Die Betten in der unteren Dørålseter sind nicht sehr bequem (dünner Schaumstoff auf Holzbrettern), entsprechend war die Nacht. Das Frühstück war auch spärlich, nächstes Mal werden wir wieder in der oberen Dørålseter absteigen.

Als wir aufbrechen wollen beginnt es zu nieseln, also Regenklamotten an. Heute führt der erste Abschnitt des Weges recht steil bergan, sodass wir bald anfangen, in unseren Regenklamotten zu schwitzen, also alles wieder aus. Nach etwa einer halben Stunde fast alpiner Steigung gelangen wir in einen beeindruckenden Bergsattel. Auf beiden Seiten ragen die schroffen Felswände empor, wir „laufen“ oder besser gesagt balancieren über teils riesige, teils kleiner Felsbrocken, bis wir einen klasse Blick ins Nachbartal haben.

Über Schneefelder geht es ins Tal, wo sich ein Fluss schlängelt. Da wir die Hälfte der Strecke hinter uns haben ist Pause angesagt. Nach der Rast nochmal eine etwa 45-minütige Steigung bevor wir vom höchsten Punkt unserer Etappe langsam aber sicher talwärts wandern. Das Ziel von heute sehen wir schon sehr lange vor der Ankunft, aber glücklicherweise kommen wir trocken an. Kurz danach beginnt es in Strömen zu regnen, Desto mehr geniessen wir die warme Dusche und das Abendessen: Fleischküchle aus vom Wirt selbst geschossenem Elch, dazu Gemüse, Kartoffeln und Preiselbeeren. Sehr lecker!

Tag 7: Wasserfallbad auf dem Weg zur Dørålseter

Nach 5 Tagen auf Selbstversorgerhütten gibt es heute ein wirkliches Luxusfrühstpck mit allem was das Herz begehrt. Unglaublich wie gut frisches Brot statt Knäckebrot schmecken kann!!

Nach dem obligatorischen Photo vor der Hütte machen wir uns gegen 10 auf die 21 km lange Etappe nach Dørålseter. Nach kurzem knackigen Anstieg geht es flach den Hangrücken entlang bis wir nach etwa zwei Stunden ein Brücke mit herrlicher Badestelle erreichen: swimming time! Wassertemperatur geschätzte 10 Grad, frostig aber herrlich und bei Sonnenschein eine Freude.
Nach der Erfrischung weiter bergauf und nach weiteren zwei Stunden erreichen wir den höchsten Punkt der Etappe. Rast in der Sonne bei fast Windstille. Besser kann man es nicht bekommen.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir erst 10 km hinter uns. Da es auf der Hütte schon um 18:00 Essen gibt und wir die Rast erst um 14:30 beenden müssen wir uns für den Restlichen Weg etwas sputen. Meist leicht bergab fressen wir die km und es bleibt sogar noch Zeit für ein kurzes Bad (statt warmer Dusche) im Fluss kurz vor der Hütte.

Zum Abendessen gibt es Gemüse, Kartoffeln, Preiselbeeren und Schweineschinken. Nicht gerade Gourmet, aber den Jungs scheint es zu schmecken, denn sie langen ordentlich zu. Mit Kartenspielen und Photos sortieren runden wir den Tag ab.

5. Tag: Kurzer Tag nach Eldåbu

Eine vergleichsweise kurze Etappe wartet auf uns, fast ein Ruhetag. Aber prima für Madeleines ersten Tag mit wandern in Norwegen. Anfänglich recht windig und kalt, dann zusehens sonniger und wir haben Zeit für Rast und Schmetterlingsphotos.

Um ca. 16:00 kommen wir nach Eldåbu, nachdem wir kurz zuvor die Grenze zum Rondane-Nationalpark überquert haben.

Nach kurzem Nickerchen gibts Abendessen (Tortellini und Lachs), ein kurzes und erfrischendes Bad im Fluss und eine lange Runde Kartequiz.