Nach 4:00 Uhr wurde werden wir unsanft geweckt. Ein schriller Alarmton füllt unser Hotelzimmer. Ich brauche eine Weile um einigermaßen wach zu werden und denke erst, es ist ein Fehler an der Klimaanlage, der direkt über der Tür hängt. Im Halbschlaf möchte ich die Rezeption anrufen, finde aber das Telefon nicht. Also ziehe ich Klamotten an und gehe den Stock runter in das Erdgeschoss. Als ich die Tür zum Hotelzimmer aufmachen wird der Alarmton lauter und erst jetzt wird mir bewusst, dass es sich um einen Feueralarm handelt. Ich sage Mikkel, dass ich kurz die Treppen herunter gehen werde um zu sehen, ob ob der Feueralarm real ist. Auf dem Weg nach unten hört der Alarm auf und auf den untersten Stufen kommen mir schon die ersten Hotelgäste auf ihrem Weg wieder nach oben entgegen und bestätigen, dass es ein Fehlalarm war. Das Einschlafen danach fällt schwer.
Kurz nach neun sind wir mit Benedicto und seinem Luis verabredet, die zur Zeit in Kehl, der Stadt auf der anderen Rheinseite sind. Benedictos Familie haben neben uns gewohnt, während wir 2011-2013 in Karlsruhe waren. Luis studiert seit fünf Jahren an der Uni in Straßburg, wohnt aber in Kiel und Benedicto ist gerade zu Besuch. Beides sind begeisterter Triathleten. Das Wiedersehen ist herzlich und es gibt einiges zu erzählen. Ich habe den beiden Eine Fahrradtour durch den südlichen Schwarzwald empfohlen von Freiburg auf den Schauinsland startend, an Bernau vorbei auf den Feldberg inklusive Gipfel und dann wieder zurück nach Freiburg. Diese Runde haben sie tatsächlich gestern realisiert knapp 140 km mit über 3000 Höhenmeter! Mein größter Respekt!!
Um 10:30 Uhr ist das Frühstück beendet und wir haben auch nur noch 30 Minuten bis zum Checkout. So verabschieden wir uns, und Mikkel und ich gehen ins Hotelzimmer und packen unsere Sachen zusammen, um uns auf die letzte Etappe unserer Tour de France zu begeben. Die letzten Tage ist es immer heißer geworden und mittlerweile hat das Thermometer die 30° Marke locker überschritten. Der Weg durch die Stadt von Straßburg ist etwas mühselig Aber sobald wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben radeln wir wieder auf dem europäischen Radwanderweg 15, den wir schon vom ersten Tag her kennen. Zu der Hitze kommt leider noch ein recht heftiger Gegenwind und schon nach 15 km entscheiden wir uns dafür in einer Gaststätte am Wegesrand anzuhalten. Ein Wienerschnitzel für Mikkel und ein Lachs in Meerrettichsauce für mich geben uns die notwendige Energie. Der Gegenwind wird stärker und ab und zu haben wir das Gefühl er rückwärts als vorwärts zu fahren. Wir sehnen uns nach dem Zieleinlauf in Karlsruhe. Immer wieder halten wir an, entweder um unsere müden Knochen aus zu holen, oder um das Radtrikot im Fluss oder mittels Wasserflasche nass zu machen.
Endlich kommen wir nach Seltz an einen kleinen Kiosk, den ich von meinen Radtouren rund um Karlsruhe erkennen. Von hier aus sind es noch 25 km und da es mittlerweile auch schon 18:00 Uhr abends ist und die Sonne tiefer steht ist es auch nicht mehr ganz so heiß. Die letzten Kilometer bis zur Rheinbrücke und vollends nach Hause kenne ich wie meine eigene Westentasche, aber noch nie bin ich diese Strecke so langsam gefahren. Um 19:19 Uhr kommen wir nach 1.529 geradelt km endlich wieder in der Egon- Eiermann-Allee 12 an. Wir bitten ein Päärchen, das zufälligerweise aus dem Nachbargebäude kommt darum, von uns beiden ein Photo zu machen, stellen das Tandem in den Keller und uns erst mal unter die Dusche, bevor wir unseren Energiespeicher in einem mexikanischen Restaurant in der Stadt wieder auffüllen. Dorthin fahren wir … nein, nicht mit dem Tandem … mit dem Auto. Ein kurzer Besuch bei Oma und Opa runden unseren Ankunftstag ab, und dessen Ende wir recht erschöpft in die Federn sinken.
Heute ist unser zweitletzter Tag unserer Tour durch Frankreich. Vom gestrigen dauernden Hoch- und Runterfahren sind unsere Beine schwer. Für heute sind eigentlich 120 km angesagt und zusammen mit über 600 Höhenmetern würde das einen sehr anstrengenden Tag bedeuten. Kurzerhand beschließen wir die Anstrengungen durch eine Teiltrecke mit dem Zug zu mindern. Schließlich sind wir im Urlaub! Nach etwa 85 km nähern wir uns mit unserer geplanten Fahrradstrecke einem kleinen Städtchen mit Zuganbindung, an der wir unsere heutige Radetappe abschliessen und die restlichen 35 km mit dem Zug zurücklegen möchten.
Mit dem Tandem haben wir eigentlich nach der Reparatur des doppelten Speichenbruch keine großen Probleme mehr gehabt. Die Kette springt zwar bei Anfahren öfter durch, und es knirscht hier und knarrt dort, aber davor abgesehen rollt und rollt es. Nach einer unserer Pausen hören wir wieder mal ein komisches Geräusch und beim genauen Hinschauen entdeckt Mikkel, dass sich das kleinste der vorderen Kettenblätter gelöst hat und bei jeder Umdrehung der Kurbel auf das Gehäuse des Tretlagern schlägt. Wir halten an und untersuchen die Befestigung: von den 4 Schrauben, die normalerweise das kleine Kettenblatt mit den 2 anderen verbindet, ist noch eine vorhanden, die anderen 3 fehlen. Mangels Ersatzschauben fixieren wir das Kettenblatt mit einem Kabelbinder. Nutzen läßt es sich auf diese Art natürlich nicht, aber wenigstens nimmt das lästige Geräusch, dass beim Schlagen auf das Tretlagergehäuse entsteht, ein Ende.
Die nächste Rast machen wir in einem bezaubernd schönen Naturschutzgebiet. Am Wegesrand dort steht ein Doppelbrunnen, der von einem recht starken kalten Wasserstrahl gespeist wird. Nachdem ich den Kopf unter den Wasserstrahl gesteckt habe kommt die Lust, komplett in eines der Brunnenbecken zu steigen. Einziges Problem dabei ist dass in unmittelbarer Nähe eine Frau auf ihrem Campingstuhl sitzt und ein Buch liest. Also bleibt es vorerst beim Kühlen der Getränke im kalten Trog. Irgendwann zieht sich die Frau hinter ihr Auto zurück und ist damit aus Sichtweite. Gerade als ich in die Badehose schlüpfen möchte, kommen fünf deutsche Radtouristen an, erfrischen sich ebenfalls am Wasserstrahl und legen dort auch gleich eine Rast ein. Damit ist der Plan vom Bad beerdigt, aber wenigstens wird das Radtrikot benetzt, bevor wir wieder aufs Tandem steigen und weiterfahren.
Um 18:30 Uhr sind wir endlich am Bahnhof von Sarrebourg, von wo aus unser Zug nach Straßburg gehen soll. Wir kaufen ein Ticket und stellen fest, dass wir noch fast 1 Stunde Zeit haben. So fahren wir noch ein paar Ecken weiter in eine Kneipe, in der es leckeres flambiertes Baguette zu essen gibt. Auf dem Bahnsteig sind wir wieder gespannt, ob wir mit unserem Tandem im Zug einen geeigneten Platz finden. Der Zug ist fast Menschen leer und nachdem wir das Vorderrad vom Tandem entfernt haben und den Lenker quer stellen blockiert auch das Hinterrad den Ausgang vom Waggon nicht mehr. Gelassen setzen wir uns hin und der vorbeigehen der Schaffner sagt zu unserem Tandem keinen Piep, er kontrolliert noch nicht mal unsere Fahrkarten. Während der Zugfahrt bestellen wir ja noch schnell in Straßburg in der Nähe des Bahnhofs ein Hotel wo wir ungefähr um 21:00 Uhr ankommen. Gegessen haben wir schon und so gönnen wir uns nach dem Duschen einen Mocktail und eine Runde Billard, bevor wir in unserer letzten Hotelnacht in die Betten sinken.
Die heutige Etappe wird die Etappe meisten Höhenmetern auf unserer kompletten Tour de France sein. Knapp 600 Höhenmeter hören sich mit dem Rennrad als Klacks an, aber mit dem Tandem mit Anhänger und viel Gepäck ist die Sache nicht so einfach. Im Flachland und Berg ab hat das Tandem den Vorteil durch den geringeren Luftwiderstand etwas Kraft sparen zu können. Geht es aber bergauf, ist es nur für sehr geübte Tandemfahrer möglich, dass beide gleichzeitig aufstehen und im Stehen treten. Das ganze Tandem wird dabei schon sehr beansprucht. Daher sprechen wir ab, dass jeweils höchstens einer von uns im Stehen tritt. Das geschieht sowohl im Flachland, dann hauptsächlich um den Hintern etwas Ruhe zu gönnen, als auch bei Steigungen, um zusätzlichen Schub zu erzeugen. Letzteres übernimmt meistens Mikkel, worüber ich nicht undankbar bin.
Viele Höhenmeter verteilen sich einfach über die Strecke, und wir nehmen sie eigentlich gar nicht richtig wahr. Heute haben wir aber ausnahmsweise eine Steigung auf dem Programm, die sogar vom Garmin-Radcomputer als „Climb“ angezeigt wird, mit 1,5 km und 3% Steigung. Geht letztendlich schneller als befürchtet und oben angekommen machen wir eine kurze Pause und genießen den kühlenden Wind und den Blick auf die Landshaft ringsrum.
Auch heute kommen wir wie auch in den vergangenen Tagen nur an wenigen Verpflegungspunkten vorbei. Das hatte ich mir im Vorfeld ganz anders vorgestellt. Viele der kleinen Dörfer, durch die wir kommen haben, haben weder Bäcker noch Tankstelle noch irgend eine andere Gelegenheit einzukaufen. Wir müssten einen Umweg von mehreren Kilometern fahren, um abseits der Strecke einkaufen zu können. Das fällt bei den sowieso anfallenden Tagesprogramm und der Hitze natürlich schwer. So füllen wir meistens morgens alle Wasserflaschen inklusive zwei oder drei Reserve Flaschen und hoffen, doch auf dem Weg noch eine Bäckerei zu finden.
Das heutige Tagesziel liegt in Ludres, wenige Kilometer südlich von Nancy, der Partnerstadt von Karlsruhe. Es ist übrigens eine der ältesten Städtepartnerschaften zwischen Frankreich und Deutschland und startete 1955 mit einem Schüleraustausch. Das Hotel ist kein Luxus aber sauber, unter Tandem dürfen wir in deren Konferenzraum abstellen und zum Essen stehen in der Nachbarschaft der Unterkunft gleich mehrere Restaurants zur Verfügung. Der Rezeptionist im Hotel empfielt uns eines mit einem netten Kellner und einem leckeren Dessert. Morgen geht es gestärkt auf die letzten 2 Tage.
Die Nacht war infolge lärmender Klimaanlage, kleinem französischen Doppelbett und Mikkel, der immer wieder die gemeinsame Bettdecke klaut nicht besonders erholsam. Wir packen ohne Frühstück unsere Sachen und radeln dann zum Bäcker in der Nähe. Dort gibt es Pizza, richtig ungesund. Spät kommen wir in Schwung und nach einem km möchte ich die Gangschaltung am Tandem nachjustieren, da die Kette vorne nicht sauber auf das größte kettenblatt läuft. Alles korrigieren am Überwerfer nützt nichts bis ich feststelle, dass der Schaltzug abgeknickt ist und nicht mehr sauber läuft. Notdürftig wird das repariert und bringt uns in die 30km entfernte nächste Ortschaft mit Radladen, wo wir einen neuen Schaltzug kaufen. Repariert wird später.
Kaum sind wir wieder auf dem Tandem wird aus dem bisher prima geteerten Radweg ein holpriger Feldweg. Wir radeln weiter in der Hoffnung, dass sich die Situation bald bessert. Nach etwa 5km treffen wir Vater mit Sohn, die uns entgegenkommen und uns erklären, dass die nächsten 40 nicht besser werden. Mikkel und ich sind uns relativ schnell einig, dass wir dann lieber auf die Straße ausweichen. Zwar etwas nervig, wenn die Autos mit 90 km/h an uns vorbei rasen, aber es sind relativ wenige und wir kommen gut voran (auch wenn die Straße weitaus hügliger ist als die Strecke am Kanal entlang).
Unser Ziel heute ist der Ort Bar-le-Duc. Kurz vor dem Hotel kommen wir an einem Soldatendfriedhof und ich steige ab und nehme mir Zeit, den Soldaten Friedhof genauer anzuschauen. Das Hinweisschild erzählt, dass auf dem Friedhof 3600 französische Soldaten begraben sind, die im ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Verdun gefallen sind. Außerdem liegen hier noch fünf Wiederstandskämpfer, die von den Nazis im Laufe des Zweiten Weltkriegs erschossen worden. Traurige Geschichte, aber wenn man bedenkt, dass Deutschland und Frankreich 100 Jahre später ein recht freundschaftliches, nachbarschaftliches Verhältnis pflegen, gibt es auch Anlass zur Hoffnung, dass dies auch bei derzeitigen Konfliktherden zukünftig möglich sein kann.
Ein paar Kilometer weiter liegt unsere Unterkunft und nach dem Duschen essen wir im benachbarten asiatischen Restaurant. Dort gibt es ein gewaltiges Buffet mit vielen Leckereien, ähnlich dem asiatischen Schnellimbiss, in dem wir vor ein paar Tagen auf dem Weg an die Cote d’Azur halt gemacht haben. Der einzige Unterschied ist, dass das Restaurant dieses mal fast menschenleer ist. Da das Buffet trotzdem noch reichhaltig gefüllt ist, schlagen wir uns die Mägen voll, bevor wir in die Federn kriechen.
Eigentlich wollten wir um 8:00 Uhr aufstehen um nicht immer so spät los und so spät anzukommen, doch als der Wecker klingelt schalte hinaus und wir können uns noch eine zusätzliche Stunde. Was soll’s wir sind schließlich im Urlaub! Nach dem Frühstück (lecker) packen wir ein kleines Päckchen mit nicht mehr gebrauchten Klamotten, das wir per Post auf dem Weg nach Karlsruhe bringen. Dadurch ist unser Gebäck 5 kg leichter – wie schön! Temperaturen sind heute mit ungefähr 20° eigentlich ideal zum Fahrradfahren. Leider ist der Fahrradweg katastrophal (Schotter bzw. Graspiste) und wir beschließen stattdessen auf der Straße zu fahren. Diese ist wenig befahren und der einzige Nachteil besteht darin, das ist quasi vor jeder noch so kleinen Ortschaft hoch und dahinter wieder runtergeht. Wollen wir kommen durch viele kleine Ortschaften hin durch, was recht spannend ist weil wir uns gerade in der Champagne befinden, dem Teil von Frankreich, aus dem der Champagner stammt. Rechts und links vom Weg stehen zahlreiche Rebstöcke und die Winzer sind dabei, überflüssiges Blattwerk von den Reben zu entfernen. Teilweise geschieht das in Handarbeit, teilweise mit großen Maschinen die zwischen den Rebstöcken fahren. Auch den Häuser sieht man zum Teil an, dass die Winzer gutes Geld verdienen.
Nach etwa 15 km treffen wir an einer Kreuzung zwei Radler aus Stuttgart, die in 2 Monaten nach Portugal radeln wollen. Alle Achtung! Ihre Räder wiegen ungefähr 10 kg ohne Gepäck und 20 kg mit Zelt und allem Gerödel. Insgeheim beneide ich die beiden nicht – hauptsächlich die Hitze in Südeuropa in Erinnerung.
5km später ist der Radweg wieder geteert und es geht meist flach am Fluß entlang. Dazu noch leichter Rückenwind – ein Traumtag.
Als wir richtig Hunger haben fahren wir – wie gerufen – an einer kleinen Gartenwirtschaft vorbei. Dort gibt es Baguette mit Käse und verschiedenen Schinken- und Salamisorten, genau das Richtige für eine Radpause. Die Mocktails und der Platz im Schatten vervollständigen unser Glück und die letzten 40km vergehen wie im Fluge.
Heute ist unsere Unterkunft kein Hotel sondern ein Apartment, dass nett eingerichtet ist. Glücklicherweise stellt der Besitzer auch eine Waschmaschine zur Verfügung und wir können unsere Radhosen und Trikots waschen. Tägliche frische Radhosen sind ein Muss, und jeder von uns hat 6-7 Garnituren dabei. Mit der heutigen Wäsche kommen wir bis ins Ziel.
Wir fahren mit dem Tandem noch in die Stadt zum Essen, heute gibt es indisch. Anschließend zurück in die Unterkunft zum Bloggen und Ausruhen, bevor wir für heute die Augen schliessen.
Heute ist es an der Zeit, sich wieder aufs Tandem zu setzen. Mikkel meint, trotzdem bis 0:45 mit seiner Freundin Coco über Internet Titanic anzuschauen, so dass wir spät aufstehen, spät frühstücken, spät packen und spät loskommen. Als das Tandem endlich abfahrbereit ist, ist es fast Zeit zum Mittagessen. Unser Hotel war ja sehr zentral, direkt neben dem Louvre. In den letzten 3 Tagen natürlich recht praktisch, aber jetzt müssen wir durch halb Paris radeln, wovor ich recht viel Bammel hatte. Ging aber viel besser als erwartet, denn die ersten 3-4 km fahren wir über einen Radweg, der von den autospuren getrennt war. Dann geht es komplett autofrei an einem Kanal entlang. So radeln wir, bis die letzten Pariser Häuser hinter uns liegen. Als wir den Kanal verlassen, fangen die Höhenmeter an, und das nicht zu knapp.
Im Vergleich zum Fahrrad mit nur einer Person fährt sich das Tandem ganz anders. Treten muss man natürlich auch aber das Tandem ist schwieriger zu lenken. Kommt der Anhänger noch dazu ist das Gefährt über 4m lang und ziemlich wackelig. Insbesondere in Kurven möchte man sich eigentlich nicht zu schnell legen. Tandem mit uns beiden Radlern und Gepäck wiegt über 225kg und an schnelles Bremsen ist auch nicht zu denken. Vorsichtiges und vorausschauendes Fahren ist angesagt. Der große Vorteil ist natürlich, dass man trotz unterschiedlichem Leistungsvermögen immer zusammen bleibt, miteinander reden kann und im Flachen vom geringeren Luftwiderstand profitiert – der Hintermann sitzt einfach näher dran. Wenn einer im stehen treten will, wird das Tandem recht instabil, beide gleichzeitig ist eigentlich nicht möglich. Also sind die Anstiege mühsam, und davon haben wir heute einige.
Der Grund, weshalb wir eigentlich in Paris sind, ist um Mikkels Cousine Solveig anzufeuern, die bei der Triathlon Mixed Staffel für Norwegen startet. Der Triathlon Wettbewerb beginnt um 8:00 Uhr aber die Plätze hinter der Absperrung entlang der Strecke füllen sich viel früher. Um Chancen auf einen Platz in der ersten oder zweiten Reihe zu bekommen stehen wir vor 6:00 Uhr auf und treffen uns um etwa 6:30 Uhr mit dem Rest der Anfeuerungsgruppe: Solveigs Opa – der übrigens von Norwegen bzw. Kiel aus mit dem Fahrrad über 1000 km nach Paris geradelt ist!! – sowie ihre Geschwister, Mutter und eine ihrer besten Freundinnen. Sie waren schon um 6:00 vor Ort und stehen in der ersten Reihe direkt am Absperrgitter, wir direkt dahinter und können dank unserer Größe gut über sie einwegschauen.
Nach und nach kommen mehr und mehr Zuschauer, und als der Startschuss um 8:00 fällt, stehen sicher 8 Reihen hinter den Absperrungen und auch die kleine Mauer dahinter ist voller Menschen. Das Schwimmen können wir nur über den Schirm verfolgen, der am anderen Ende der Seine aufgebaut ist. Aber auch der sehr gute Live-Kommentator (Gott sei Dank größtenteils in Englisch), den wir Zuschauer über die überall aufgestellten Lautsprecher prima hören, hilft uns, das Rennen gut im Blick zu haben.
Bei der Mixed-Staffel im Triathlon gehen für jedes Land 4 Atlethen an den Start, Mann, Frau, Mann und abschließend wieder eine Frau. Jeder schwimmt 300m, fährt 7 km Fahrrad und läuft abschliessend 1,8km und klatsch dann den nächsten ab, die letzte läuft ins Ziel. Größter Favorit bei den diesjährigen Spielen ist Frankreich, die sowohl bei den Herren als auch bei den Damen bei den Einzelwettbewerben jeweils 2 Atlethen unten den ersten 4 hatten. Großbritannien und Deutschland stellen auch immer gute Teams, während sich Norwegen eher Aussenseiterchancen ausrechnet (wenn alles optimal läuft redet man eventuell über Bronze).
Der Startschuß fällt und 17 Sportler stürzen sich in die Seine. Diese ist vor der Olympiade aufwendig mit einer Wasseraufbereitungsanlage ertüchtigt geworden, um diese von der Wasserqualität her „schwimmbar“ zu machen. Trotzdem gab es immer wieder Probleme, besondern nach Regenfällen. Trainings fielen aus und der Männerwettbewerb mußte verschoben werden. Die Belgische Mannschaft tritt nicht an, da eine Ihrer Triathletinnen mit einer E-Coli-Infektion (vermeintlich aus dem Einzelrennen ein paar Tage zuvor) im Krankenhaus behandelt wird.
Nach dem Schwimmen gehen die Trinathleten recht geschlossen auf die 7km, die aus 2 Runden á 3,5 km bestehen. Unglücklicherweise stürzt der französische Radler recht früh im Rennen und hat anschliessend Probleme, die abgesprungene Kette wieder aufzulegen, wodurch er viel Zeit verliert und an den Schluß zurückfällt. Das wird schwer für den vermeintlichen Favoriten, selbst mit dieser starken Mannschaft.
Auch nach dem ersten Laufen liegt das Feld noch recht dicht zusammen, wird dann aber mehr und mehr auseinandergezogen. In Führung sind Großbritannien und Deutschland, die zusammen laufen. Für Norwegen schwimmt, radelt und läuft jetzt Lotte Miller, die anschließend an Kristian Blummenfeldt übergibt. Kristian hat von 3 Jahren in Tokyo Gold im Einzelwettbewerb gewonnen und ist seither on Norwegen ein Volksheld. Er läuft zwar stark aber mit der Medallienvergabe, das wird allmählich klar, hat Norwegen dieses Jahr nichts zu tun. An der Spitze des Feldes laufen Deutschland und Großbritannien weiterhin Seite an Seite. Frankreich hat sich mittlerweile ins vordere Mittelfeld herangekämpft und jedes mal, wenn ein Franzose vorbeiradelt oder vorbeiläuft wird er vom Publikum besonders lautstark angefeuert, aber ob das am Ende reicht?
Als Norwegische Schluß-Atlethin geht jetzt Solveig ins Wasser. Schwimmen ist ihr schwächste der 3 Disziplinen. Obwohl es nur über 300m geht, bietet die Seine mit ihren Strömungen kein idealen Voraussetzungen.
Aus dem Zweikampf an der Spitze wird ein Dreikampf, nachdem die amerikanische Triathletin während der Runde auf dem Rad zu Deutschand und Großbritannien aufschließen kann. Diese 3 Frauen kommen auch zusammen ein letztem Mal bei uns vorbei, bevor sie dann etwa 100 m weiter auf die Zielgerade abbiegen. Den Schlußspurt müssen wir über Videoleinwand und Lautsprecher verfolgen, aber es gibt Gold für Deutschland. Gratulation zu einer klasse Leistung. Für Solveig geht es am Ende mehr um eine gute Platzierung, im Ziel sind die Norweger schließlich 11. Für uns war es trotzdem ein echtes Highlight, ein Familienmitglied bei den olympischen Spielen anfeuern zu dürfen und für die Triathleten war die fantastische Stimmung entlang der Strecke sicher ein einmaliges Erlebnis.
Nach dem Rennen strömen alle Zuschauer weg von der Strecke und wir bleiben eine gute Weile im Schatten sitzen, bis die Menschenmenge allmählich kleiner wird. So werden wir noh Zeuge der Medallienzeremonie mit deutscher Nationalhymne, für mich das erste Mal live quasi „im Stadion“ von Paris. Klasse.
Wir fahren zurück ins Hotel und auf dem Weg dorthin noch in ein Café, um zu frühstücken (das frühe Frühstück fiel heute aus, da wir ja schon sehr früh aufgebrochen sind). Danach wird sowohl Schlaf als auch Bloggen nachgeholt.
Am Nachmittag und Abend wollen wir noch bei Notre-Dame vorbeifahren, um dann unseren letzten Abend in Paris auf dem Montmartre ausklingen zu lassen. Notre-Dame wurde vor 5 Jahren durch ein Feuer schwer beschädigt und wird zur Zeit aufwändig wieder aufgebaut. Am Bauzaun, der die Baustelle umgibt, ist eine prima Dokumentation zu den einzelnen Handwerkern aufgebracht, die an dieser Aufgabe beteiligt sind. Im Dezember 2024 soll die Kathedrale wiedereröffnet werden, 5 Jahre nach dem Brand. Unglaublich, wenn man die großen Schäden sieht, die der Brand angerichtet hat und bedenkt, dass es fast 200 Jahre gedauert hat, das Bauwerk Mitte des 12. Jahrhunderts zu errichten.
Vor der Fahrt mit der Metro auf Montmartre haben wir noch Glück, in einem Restaurant, das bei TropAvisor auf Platz 1 liegt, ein freien Tisch in der Nähe vom Eingang zu bekommen. Das Ambiente ist klasse, das Essen gut aber am erstaunlichsten sind die vielen Polizisten, die nach und nach ins Restaurent kommen. Anfänglich dachten wir noch, die seien wegen eines Gastes hier, der Ärger gemacht oder mit einer falschen Kreditkarte gezahlt hat. Als aber sogar 6-8 Leute der spanischen Gardia Civil auftauchten, wurde und klar, dass dies das Stammlokal der französischen Polizei ist. So sicher haben wir noch nie gegessen.
Auf dem Montmartre kommen wir gerade rechtzeitig an, um die untergehende Sonne geniessen zu können. Die BasilikaSacré-Cœur schauen wir uns nur von aussen an, anschliessend schlendern wir weiter in das Viertel, in dem zahlreiche Strassenkünstler zahlungswillige Passanten portraitieren. Einige eher als Karikatur, andere sehr naturgetreu. Mikkel hat Lust, laßt sich aber vom Preis abschrecken. Als ein japanische Zeichner frei wird, und ich zur Kostenübernahme bereit bin (als Andenken an die Reise) setzt er sich willig hin.
Der Japaner legt sofort los, anfänglich mit ein paar Strichen und Kreisen, Mikkel sitzt geduldig und gespannt auf seinem Stuhl, und ich mache ein paar Bilder vom entstehenden Werk. Es dauert länger und länger und ich möchte mich eigentlich auch ein wenig hinsetzen. So zeiht es mich in ein benachbartes Café, wo ich mehr als Daseinsberechtigung ein Moktail bestelle. Neben mir sitzt ein junges Paar und als die norwegisch reden erwacht meine Neugierde und ich frage, wo sie herkommen. Nach kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass es die Schwester von Lotte Miller ist, die heute morgen zusammen mit Solveig im norwegischen Triathlon-Team gestartet ist. Die Welt ist klein!
Der Zeichner neigt sich dem Ende seiner Arbeit zu und nachdem er fertig ist kommt Mikkel noch zu uns an den Tisch, bevor wir in Richtung Hotel aufbrechen, nicht ohne vorher noch auf den Treppen hinab in die Stadt den dort spielenden Straßenmusikern noch ein paar Minuten zuzuhöhren.
Zurück im Hotel geht es in die Federn, denn morgen ist die Ruhepause vorbei und wir machen uns auf den Rückweg von Paris nach Karlsruhe … per Tandem!
Dem guten Frühstück im Hotel machen wir uns auf zur Touristenattraktion Nummer eins in Paris: dem Eiffelturm. Nach zweimaliger Sicherheitskontrolle und etwa 1 Stunde anstehen an der Kasse fahren wir schließlich mit dem Aufzug in die zweite von 3 zugänglichen Etagen (die Wartezeit für die 3. Etage beträgt weitere 90 Minuten). Von dort aus genießen wir die Aussicht über Paris, machen einige Fotos und Mikkel kauft sich noch eine als Eiffelturm geformte Flasche Olivenöl, bevor er den Weg über die Treppen hinabsteigt, während ich den Weg im Aufzug bevorzuge. Unten angekommen ist es Zeit für einen kleinen Snack, bevor wir mit der Metro in Richtung Oper fahren, wo heute die Strecke des Radrennens der Frauen vorbeiführt. Um etwas von diesem Spektakel mit zu bekommen, stellen wir uns am Rande der Absperrung auf, in der Hoffnung, dass die Mädels demnächst vorbeikommen. So stehen wir fast 45 Minuten, bevor die Fahrradfahrerinnen teils in Gruppen, teils alleine vorbeirauschen. Wenn man bedenkt, dass man die Athleten etwa 3 Sekunden Zeit, und darauf 45 Minuten warten muss ist es nur die Stimmung im Publikum, das das live dabei sein aufwiegt. Andernfalls sieht man wahrscheinlich vor dem Fernseher viel mehr.
Wieder zurück im Hotel bringen wir unser Tandem, das bisher im Frühstücksraum stand, in den Keller und ruhen uns ein wenig auf, bevor wir zur zweiten Runde Sightseeing aufbrechen. Ziel ist der Arc de Triomphe und die sich anschliessende Champs-Élysées. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen kurzen Abstecher in den Innenhof des Louvre, wo wir die Glaspyramide im Sonnenuntergang photographieren. Ein gutes Essen in einem leider sehr lauten asiatischen Restaurant (sowohl Musik als auch Leuchtreklame im Bildschirm, der als Tisch dient) schliessen der Tag ab.
Wir stehen früh auf um früh zum Bahnhof zu kommen, so dass wir genügend Zeit haben, das Tandem in den Zug laden zu können. Als wir am Bahnhof ankommen zeigt unser Zug auf der anzeigentafel ein kleines Wörtchen : supprime. Google translate übersetzt das in „eingestellt“. Darunter die Nummer des Busses, der den Zug offensichtlich ersetzen soll. An den. Bushaltestellen vor dem Bahnhof sind wir mit einer Frau zusammen die Ersten die warten. Kurze Zeit später gesellt sich ein jüngerer Mann dazu, der gut englisch spricht und uns aufklärt: das Unwetter von gestern Abend war wohl so heftig, dass umgestürze Bäume die Schienen blockieren und statt dem Zug ein Bus fährt. Der fährt aber nicht nach Clermont-Ferrant (wie der Zug, den wir nehmen sollten), sondern hält vorher in einem kleinen Dorf. Ob wir von dort aus weiterkommen kann uns niemand sagen. Als der Bus schließlich kommt stellen wir fest, dass der Transport des Tandems in dessen Gepäckraum nicht geht. So lassen wir ihn schweren Herzens ohne uns abfahren und überlegen was tun. Die letzte Möglichkeit erscheint ein Mietwagen, der groß genug für uns und unser Tandem ist. Das bekommen wir tatsächlich bei Budget direkt am Bahnhof. In der Tiefgarage bauen wir das Tandem soweit auseinander, dass es quer reinpasst (beide Räder raus, beide Satterstützen ab, und die Gabel ausbauen) und um kurz nach 10:00 sind wir auf der Straße unterwegs nach Paris (720 km, ca. 7 Stunden).
Die Fahrt nach Paris ist wie Fahrten auf Autobahnen meist: langweilig. Die einzige Abwechslung war die Suche nach dem Hotel, die sich als recht schwierig erweist. Nicht, weil es wegen der Olympiade keine freien Hotelzimmer mehr gibt, sondern weil wir uns in Paris nicht auskennen, daher nicht wissen, wo in der großen Stadt wir eigentlich unterkommen sollen, und weil wir versuchen, verschiedene Parameter wie so zentral wie möglich (kurzer Weg zu den Spielen und Sehenswürdigkeiten), so logistisch wie möglich (wir müssen bis 9:30 am nächsten Tag unseren Leihwagen abgeben, an einem Sonntag, an dem nur wenige der Avis-Stellen geöffnet haben, und wir wollen nicht quer durch die teilweise wegen Veranstaltungen gesperrte Straßen fahren), so vorausschauend wie möglich (in 3 Tagen fahren wir ja wieder mit dem Tandem Richtung Karlsruhe, also nach Osten, und wollen ja nicht quer durch die Stadt radeln) und so erreichbar wie möglich (nochmal: wegen einiger Veranstaltung ist die Stadt teilweise abgesperrt) gleichzeitig erfüllt werden. Wir telefonieren mit Pariskennern und buchen schließlich unser Hotel etwa eine Stunden vor unserer Ankunft, um 19:00. Auf den letzten Drücker!
Die Fahrt zum Hotel erweist sich als sehr kompliziert, denn (zum dritten Mal) die Stadt ist wegen einiger Veranstaltung teilweise abgesperrt. Google Maps ist damit hoffnungslos überfordert und so kreisen wir um das Hotel (2 min vom Louvre entfernt) sicher 45 min in cirka 1 km Entfernung, nur um an der nächsten Kreuzung wieder von einer mit Polizisten bemannten Strassensperre wieder in eine andere Richtung gelenkt zu werden, als Google uns anzeigt. Irgendwann haben wir den Spaß satt, parken das Auto auf einem Parkplatz und gehen zu Plan B über: Mikkel bringt Tandem und Gepäck zum Hotel, ich das Auto in ein Parkhaus. Dazu müssen wir erst mal das Tandem wieder zusammenbauen und das Gepäck verladen. Und was passiert just zu dem Zeitpunkt, als wir dazu aus dem Auto steigen: es beginnt zu schütten (zum ersten Mal unterwegs!). Wir werden zwar naß, aber der warme Regen ist auch irgenwo eine willkommene Erfrischung.
Mikkel zieht so mit Tandem und Gepäck los zum Hotel, ich suche ein Parkhaus. Und siehe da, während wir das Tandem zusammengebaut haben, wurden die Strassensperren soweit abgebaut, dass ich nun auch mit dem Auto zum Hotel fahren kann. Mikkel und ich kommen zeitgleich dort an und checken ein. Das Fahrrad können wir im Hotel unterstellen, so hat man es uns zumindest beim Anruf beim Buchen versprochen. Dass es ein Tandem ist habe ich bewusst verschwiegen und so findet es – statt im dafür vorgesehene Abstellraum – nur im Frühstücksraum Platz. Aber laut nettem Mann an der Rezeption „no problem“.
Als alles im Hotelzimmer verstaut ist, macht Mikkel ein Restaurant in der Nähe aus, wo wir leckere Pizza essen (Top 5 Pizza in our life). Kaum ist die Pizza serviert, kommt eine Gruppe Atlethen und Funktionäre ins Restaurant und setzt sich an den Nebentisch. Die Stimmung ist ausgelassen, es wir sich zugeprostet und lautstark erzählt und viel gelacht. Dem Dialakt nach Australier. Irgendwann öffnen einer den Reisverschluss seiner Trainingsjacke und zieht eine Medallie hervor: Gold! Ich zögere nicht, denke an Peik, der gerade in Autralien weil und frage, ob ich ein Selfie machen kann: nur zu! Ich frage noch welche Sportart und bekomme als Antwort: Tennis … Doppel. Der Doppelpartner sitzt – ebenfalls mit Gold behangen – auf der anderen Seiten des Tisches.
Später ergooglen wir die Namen des Atlethen: J. Peers. Wieder wird deutlich, dass hinter einer Medallie (und auch ohne eine Medallie) natürlich eine großartige individuelle Leistung steckt, die aber ohne eine Crew an Unterstützern in unterschiedlichsten Funktionen so nie möglich gewesen wäre. Umso schöner, wenn alle (oder zumindest einige) dieser Unterstützer nach erfolgreichem „Zieleinlauf“ dann so ausgelassen feiern können! Herzlichen Glückwunsch an ALLE!!!
Eigentlich war unser Plan, jetzt wieder die gleiche Strecke zurück zu radeln. Aber infolge verschiedener Umstände haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, unseren Plan etwas zu ändern. Jetzt wollen wir versuchen, bis Sonntagabend mit dem Zug nach Paris zu fahren, dort am Montag Solveig, Mikkels Cousine, bei ihrer Teilnahme am Triathlon-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen anzufeuern, und anschließend dann von Paris nach Karlsruhe zu radeln.
Das größte Problem dabei dürfte sein, dass der Transport von Tandems im Zug eigentlich nicht möglich ist. In Frankreich gibt es drei Arten von Zügen TGV die mit den deutschen ICEs zu vergleichen sind, Intercityzüge und Regionalzüge. Im TGV ist der Platz für Räder begrenzt und es ist nicht möglich, das Tandem durch die engen Gänge zu transportieren. Regionalzügen gegen ist reichlich Platz im ersten und letzten Waggon die spezielle Fahrradstellplätze haben. Trotzdem ist eigentlich der Transport von Tandems auch in Regionalzügen verboten. Wir wollen es trotzdem versuchen.
Nach dem Ausschlafen machen wir uns auf dem Weg an der nahegelegenen am Bahnhof Um dort die Möglichkeit für eine Fahrt nach Paris nur in Regionalzügen zu erkunden. Leider hat der Bahnhof um 10:00 Uhr noch geschlossen so dass wir kurzerhand wieder ins Hotel zurückkehren. Dort packen wir unsere Sachen zusammen und checken aus, unsere Rad und unser Gepäck lassen deponieren wir aber weiterhin im Hotel. Wir gehen zum nahe gelegenen Bäcker und kaufen Frühstück, das wir anschließend auf einer Bank direkt am Hafen verschlingen. Unser Vorhaben im Mittelmeer zu baden müssen wir unbedingt noch durchführen, bevor wir uns wieder an den Bahnhof zur Weiterfahrt nach Paris begeben. Das Wasser ist recht warm, fast wie in einer Badewanne, und noch ein paar Erinnerungsfotos traben wir zurück ins Hotel, duschen kurz und fahren mit unserem Tandem an den Bahnhof. Dort angekommen besorge ich Fahrkarten zur Fahrt nach Nimes heute, dort müssen wir übernachten, bevor es dann am Samstag mit einmal umsteigen hoffentlich nach Paris geht.
Nach dem Fahrkarten Kauf mir die Frau am Schalter noch eine Broschüre in die Hand in der unmissverständlich erklärt wird, dass der Transport von Tandems und Anhänger nicht erlaubt ist. Trotzdem verladen wir beides in den Wagon des Zuges, wo es eigentlich reichlich Platz hat. Noch vor Abfahrt kommt der Schaffner vorbei, und möchte wissen, wem das Tandem gehört. Er sagt etwas auf Französisch zu uns und wir stellen uns dumm. Daraufhin gibt er eine Nachricht in sein Handy ein und lässt diese übersetzen: Tandem sind im Zug nicht erlaubt, aber da der Zug nicht sehr voll ist mache ich eine Ausnahme. Ein weiterer netter Franzose auf unserer Liste. Somit wäre die erste von drei Teilabschnitten geschafft. Nach 1 Stunde Zugfahrt kommen wir in Nimes an und während der Fahrt buche ich ein Hotel in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof.
Wir checken um kurz nach 14:00 Uhr ein und strecken uns erst mal auf unseren getrennten Betten aus. Nach einem kurzen Nickerchen wird geblogt, falls der Hunger in die Stadt treibt, auf die Suche nach einem Restaurant. Mikkel hat bereits sein Wunschrestaurant ausfindig gemacht, eine Burger-Restaurant ganz in der Nähe. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem imposanten Kolosseum vorbei und entschließen uns kurzerhand, es näher zu betrachten. Wir kaufen gleich ein Ticket im Dreierpack, für das Kolosseum und einen römischen Tempel, der als einer am besten erhaltenen römischen Tempel gilt.
leider haben wir von Keller Seum Kolosseum und den Tempel nur knapp 90 Minuten Zeit aber die Besuche lohnen sich trotzdem. Kulturell angehaucht statten wir den Burger Restaurant den Besuch ab und schauen dort etwas Olympiade. Mikkel ist von seinem Riesenburger noch nicht komplett satt und wir beschließen auf dem Heimweg noch nach einer Eisdiele Ausschau zu halten. Als wir das Restaurant verlassen fängt es leicht an zu tröpfeln und wir hören Tone und sehen Blitze über am Himmel über uns. Kurz bevor wir wieder das Kolosseum erreichen biegen wir in die Altstadt ab und wie von unserer Riechnase geführt landen wir direkt an einer prima Eisdiele. Die Auswahl ist gewaltig, sie haben sogar Paprika-Eis! Während wir unsere Bestellung aufgeben, fängt es immer heftiger an zu regnen. Wir stellen uns also in der Eisdiele unter, schlossen gemütlich unser Eis, und werden Zeugen eines Regengusses, den ich selten so kräftig erlebt habe. Wir stehen bestimmt eine halbe Stunde und warten vergebens darauf, dass der Regen nachlässt. Als die Eisdielensesitzer das Eis nach und nach wegräumen und offensichtlich den Laden schließen möchten, machen wir uns auf um ein paar Meter weiter in eine Bar zu sitzen und einen Moktail zu schlüfen. Inzwischen hat es ganz aufgehört zu regnen und wir kommen trocken ins Hotel zurück. Dort wird noch gebloggt, bevor wir gleich in die Federn kriechen.