17. Tag: Letzter Wandertag und Fahrt nach Venedig

Ich kann mir kaum vorstellen, dass heute unser letzter Wandertag auf unserer Alpenquerung sein soll. Nach 17 Tagen ununterbrochenem Wandern, fast 300 km, etwa 14000 Höhenmeter Aufstieg und etwas mehr Abstieg sollen wir heute das letzte Mal die Wäsche in wasserdichte Packbeutel packen, alles nochmals zum Schutz vor Regen in einen großen Müllsack packen, die Füße mit Compeed verpflanzen, Damenstrümpfe überziehen, danach Wollsocken, und schließlich rein in die inzwischen recht geruchsintensiven Wanderschuhe, den Rucksack Schultern, in die Schlaufen der Wanderstöcke schlüpfen und – hoffentlich mit gefüllter Wasserflasche – loslaufen: unvorstellbar!!

Die letzte Etappe der Alpenquerung nach Belluno bietet heftige Kletterei, bei der ein Klettersteigset unabdingbar ist. Da wir keines haben, bleibt nur der Abstieg ins Cordevoletal.

Wir starten entspannt von unserem Refugio, da die Etappe nur mit rund 4 Stunden veranschlagt wird. Nach 150 HM Abstieg haben wir den letzten Anstieg auf die Forcella de La Varetta (1704), den wir in knapp 30 Minuten bewältigen. Vom Pass aus haben wir eine tollen Ausblick auf das Refugio der letzten Nacht und die Schiara (die Partie mit dem Klettersteig). Aus uns warten 1400 Höhenmeter Abstieg, wobei die erste Hälfte ziemlich auf die Knie gehen. Nach ca. 2 Stunden sind wir am Refugio Bionchet, wo 2 Männer gerade damit beschäftigt sind, einem soeben fertiggestellten Alpenhorn den letzten Schliff zu geben. Wir verweilen bei Holunderschorle und Pasta. 2,5 Stunden vor Abfahrt des Busses im Cordevoletal machen wir uns auf restlichen Höhenmeter, recht entspannt für 2 Stunden auf einer geschotterten Fahrstrasse.

Im Cordevoletal treffen wir auf eine sehr viel befahrene Schnellstraße, von der wir den Bus nach Belluno nehmen. Vorher bleibt aber noch Zeit für ein kurzes Bad in einem Gebiergsbach, ein echtes Highleight zum Abschluss.

Auf unserer Alpenquerung folgen wir schon seit mehreren Tagen dem sehr bekannten Höhenweg 1 (ich glaube es gibt insgesamt 7) durch die Dolomiten.
Die Bushaltestelle im Cordevoletal, die 300 m oberhalb der Stelle liegt, an der der Dolomitenhöhenweg beginnt bzw. endet, ist damit für viele Wanderer. Hier stehen die meisten mindestest einmal, die entweder für die Alpenquerung dem „Traumpfad München – Venedig“ oder aber dem Dolomitenhöhenweg 1 folgen.

Entsprechend treffen wir auch an der Bushaltestelle mehrere Grüppchen, die wir auch schon von der ein- oder anderen Hütte her kennen.

Wir, das sind seit fast 14 Tagen nicht mehr nur Peik und ich. An unserem 3. Wandertag haben wir abends auf der Lizumer Hütte zwei Wanderer getroffen, die auch die Alpen queren wollten: Tore und Inken, zwei Freunde aus Bonn. Dadurch, dass wir in etwa das gleiche Tempo gewandert sind, haben wir uns anfänglich abends auf den Hütten wiedergetroffen, sind ins Gespräch gekommen, fanden uns sympathisch, haben Schlafsääle geteilt, später auch meist 4-Bettzimmer und sind in den gemeinsamen Tagen immer mehr zusammengewachsen. Am Ende der Wanderung wurden wir sogar für eine Familie gehalten. Wir hatten auf alle Fälle großen Spaß zu viert. Leider trennen sich unsere Wege nach der halbstündigen Busfahrt nach Belluno, weil Peik und ich vor unserem Rückflug nach Stuttgart noch einen Tag in Venedig verbringen wollen, aber Tore und Inken keine Lust auf Menschenmassen in einer Stadt haben.

Nach herzlicher Verabschiedung am Bahnhof fahren wir mit dem Zug weiter Richtung Venedig, dauert mit Umsteigen und Wartezeit von 50 Minuten etwa 2,5 Stunden. Die letzten Kilometer fährt der Zug auf dem Damm, der Venedig mit dem Festland verbindet. Schon im Bahnhof ist sehr heiß mit Menschen und Lärm überall. Welch ein Kontrast zu kühler Alpenluft und 10 Wanderern pro Tag (plus ein paar mehr auf den Hütten).

Das Hotel in Venedig, das ich vor einigen Tagen von unterwegs aus gebucht habe, liegt wenige Gehminuten vom Markusplatz entfernt und damit vom Bahnhof als Standort fast auf der anderen Seite von Venedig, 2,5 km Fußweg oder 30 Minuten Wassertaxi. Unsere Wahl fällt auf letzteres, das Wassertaxi ist recht leer, im Gegensatz zu denen, die die umgekehrte Richtung nehmen. Kurz nach der Rialto-Brücke steigen wir aus und kurze Zeit später sind wir im Hotel eingecheckt. Jetzt ist erstmal auf dem Bett ausstrecken und chillen angesagt. Gegen 8 machen wir uns auf den Weg Richtung Markusplatz und anschließend in eine Pizzeria, um den Hunger zu stillen.

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