Weiter geht’s – Tour de France #8

Das Tandem ist repariert, und wir sind heute fast 100km in brütender Hitze weiter geh Süden gefahren. Weiteres später, bin zu kaputt zum Bloggen.

Hier folgt die etwas längere Version des Tages: beim Einschlafen gestern fällt mir Manuel ein, den ich vor 3 Jahren auf Mallorca kennen gelernt habe. Niemand (den ich kenne) hat mehr Ahnung von Fahrradern und deren Reparatur und er ist außerdem selbst begeisterter Tandemfahrer. Nach dem Aufwachen rufe ich ihn an und nach einer Stunde habe ich viele Tipps bekommen, von der Selbstreparatur mit verdrillten Speichen, über komplettes Hinterrad tauschen bis zur Reparatur in einer Werkstatt. Ich entscheide mich für die letzte Alternative und um kurz nach 10:00 stellen wir unser Gepäck in die Rezeption im Hotel ab und machen uns (ohne Anhänger – was für ein fantastisches Fahrgefühl) zu der Werkstatt auf, die auf Google die höchste Bewertung hat.

Als wir nach 20 Minuten an der Adresse stehen ist keine Werkstatt zu sehen, nur eine Tür mit Klingel. Glücklicherweise steht dort noch ein anderer Kunde mit einem Laufrad und klingelt, sonst wären wir wahrscheinlich zur nächsten Adresse gefahren. Ein junger Typ (vom Aussehen her ein typischer Schrauber) öffnet und geleitet uns an Radkartons und Ständerbohrmaschinen vorbei in eine größere, recht schäbige Halle. Darin sind 4-5 Schrauber am Werk, deren Werkzeug vom Feinsten ist. Die Krönung sind 3 elektrisch hochfahrende Montageständer – was ich bisher nur von Autowerkstätten her gekannt habe.

Am Empfang sitzt die einzige Frau und nimmt sich uns an. Meiner erste Frage nach einem komplett neuen Hinterrad tritt sie mit wenig Erfolgsaussichten und langer bestell- und Lieferzeit entgegen. Also schlägt sie Reparatur vor, nachdem sie die Länge der Speichen vermessen hat und in ihrer Schublade die passende Länge gefunden hat. Sie meint, wir können das Hinterrad um 16:00 wieder abholen. Wahrscheinlich lässt sich die Frau von meinem traurigen Blick beeinflussen, denn sie fragt, wann wir weiterfahren wollen. Ich antworte trocken: gestern. Sie versteht meinen Wink mit dem Zaunpfahl und bietet uns an, dass sie das Hinterrad gleich in Bearbeitung nehmen kann, und wir, wenn wir wollen, auf die Fertigstellung vor Ort warten können. Dankbar willigen wir ein und als wir dann noch ein Glas Wasser angeboten bekommen, ist unsere Hoffnung auf eine baldige Weiterfahrt immens gestiegen.

Eine gute Stunde ist unser Hinterrad wieder ordentlich eingespeicht, dazu ist noch die Gangschaltung justiert und der Vorbau gestammt. Wecker auf zur Sicherheit noch ein Abzieher für das Ritzel hinten, denn sollte uns wieder eine Speiche brechen, könnten wir das damit auch selbst reparieren. Nicht ohne durch ein fettes Trinkgeld unsere Dankbarkeit ausdrücken verlassen wir die Fahrradwerkstatt. Wir fahren zurück zum Hotel wo wir das Gepäck abholen und machen uns endgültig auf dem Weg weiter in Richtung Süden.

Durch Lyon Fahrrad zu fahren ist keine Freude. Die Fahrradwege sind zwar recht gut ausgebaut und auch vom übrigen Verkehr getrennt aber leider nicht durchgehend. Als wir schon fast durch die Stadt durch sind erleben wir eine brenzlige Situation, als ein Kleintransporter plötzlich rechts in eine Tankstelle abbiegt, ohne in den rechten Rückspiegel zu schauen, denn sonst hätte er gesehen, dass wir direkt rechts neben ihm fahren. Ich schreie, er fährt trotzdem weiter hält aber an der Tankstelle an und öffnet entschuldigend die Tür. Die Autofahrer in Frankreich unterscheiden sich von denen in Deutschland nicht sehr. Die meisten sind rücksichtsvoll, aber es gibt auch völlig Idioten. Das erleben wir in den kommenden Stunden noch zweimal. Einmal schneidet uns ein Auto vor mit 1/2 m Abstand. Als ich ihm hinterher schreie hält er an und kurbelt das Fenster runter. Ich fahre einfach vorbei und als er von hinten wieder ankommt deute ich ihm an er solle mehr Abstand halten.

Wenig später sind wir gerade dabei in einem Kreisverkehr über den Zebrastreifen zu fahren, als ein Auto um die Kurve geschossen kommt und eine Vollbremsung hinlegen muß, um uns nicht auf dem Zebrastreifen zu erwischen. Wir sind froh als wir den Stadtverkehr hinter uns lassen und wieder auf autofreien Fahrradwegen unterwegs sind. Sein nächstes Nachtquartier hat nur bis 19:30 Uhr Check in und wir müssen durch die verspätete Weise ihn Leon ordentlich in die Pedale treten, um das zu schaffen. Inzwischen ist es wieder brutal heiß und wir kommen um ein kurzes abkühlendes Bad direkt neben einem Wasserfall und eine erfrischende Trinkpause einschließlich Crêpes in einem netten Gartenbistro direkt neben dem Fahrradweg nicht herum. Aber wir geben in der Unterkunft Bescheid und die Gastgeberin teilt uns mit, dass wir auch problemlos etwas später auftauchen können. So sind wir um 20:30 endlich da, ganz schön kaputt, obwohl wir gestern einen unfreiwilligen Pausentag hatten. Nach kurzer Dusche essen wir um die Ecke noch Pizza und Eis, bevor wir uns in die Federn hauen.

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