German version:
Wieder schaffen wir es nicht vor Mittag auf das Rad, aber wir haben keine Eile. Heute haben wir eine vermeintlich leichte Etappe vor uns (sprich wenig Höhenmeter), aber wenn ich jetzt auf den Tacho schaue, stehen dort wieder 838 Höhenmeter und 108 km. Die Strecke beginnt mit einem Weg, der parallel zur Autobahn E6 verläuft. Vorteil: keine Autos. Nachteil: recht hügelig und nicht geteert. Niko ist recht sauer, aber als wir an der nächsten Tankstelle anhalten, um ihm mit Wurst und Eis zu stopfen, steigt die Laune schnell an. Alsbald bleibt uns keine Alternivstrecke, wir müssen auf die E6. Macht keine Laune, die Autos an uns vorbeibrettern zu sehen, aber zum Glück sind wir an der nächsten Ausfahrt erlöst: in Nord-Sel. Dort kennen wir uns bestens aus, denn in der kleinen Kirche haben Kristin und ich 1998 geheiratet. Nach dem obligatorischen Photo (die Sonne scheint übrigens immer noch, wie bereits am 05.09.1998) nehmen wir wieder die Parallelstrasse. Wunderschön, keine Autos (so gut wie keine, auf 10 km vielleicht 5 Stück) und wunderbare Aussicht über den Lågen. Dieser Fluß, der in Sel nicht mehr als ein reissender Gebirgsbach war, wird immer breiter. Auch das Tal, eben noch eng, wird zunehmend breiter. In Otta machen wir Rast und geniessen Erdbeeren, Himbeeren und Vanillesauce. Lecker! In der Tourist-Info am Bahnhof erkundige ich mich noch nach Übernachtungsmöglichkeiten, doch recht weiterhelfen kann mir das nette Mädel nicht. Immerhin bekomme ich eine Karte mit 2 Telefonnummern. Auch heute ist wieder ein sehr heisser Tag, mit nahezu 30 Grad im Schatten, und das Fahrradtrikot muß einige Bäder in Gebirgsbächen über sich ergehen lassen, um anschliessend für einige Zeit für angenehme Kühlung zu sorgen. Gegen 20 Uhr erreichen wir Fåvang und dort unsere Unterkunft für die Nacht: ein kleines, schnuckeliges Häuschen, das im Stile der 30er Jahre eingerichtet ist, mit unzähligen Gegenständen aus dieser Zeit: ein Grammophon, Kühlschrank (gabs den damals schon?), Frauenmagazinen (Gyldendals Alle Kvinners blad), Sessel, Badewanne, Betten, einfach alles! Wir kommen uns vor wie in einem Museum. Aber zum Glück haben sie Internet und Nikos Abend ist gerettet. Auch ich nutze die Möglichkeit, den Blog zu aktualisieren, bervor wir in die Betten fallen … Gute Nacht!